"Nach Möglickeit nicht verlieren." Das wünschte sich der gerade
von seiner Krankheit wieder genesene Jenaer Trainer Buschner.
"Aber solche Lokalkämpfe...", schränkte er schon selbst ein. Am
Ende durfte er erleichtert aufatmen. Trotz des wertvollen
Auswärtssieges rückte er seiner Elf überaus kritisch zu Leibe.
Entscheidende Schwächen offenbarten sich sowohl in der Abwehr
als auch im Angriff. Über die spielerische Klasse der
Zeiss-Städter viele Worte zu verlieren, erübrigt sich fast. Was
schwungvolle, schnelle und gefällige Kombinationen betraf, da
erfüllte der Vizemeister durchaus gebotene Ansprüche. Jedenfalls
bewies er gegenüber dem Neuling doch ganz beträchtliche
Vorteile. Die Sicherheit am Ball war genau so wenig zu
übersehen, wie das Bemühen um überlegtes exaktes und direktes
Zuspiel. Da auch der Vorsprung in der besseren körperlichen
Durchbildung augenscheinlich war, mußte eigentlich der Gast
einem klaren Erfolg zusteuern. Möglich war es ohne Zweifel.
Nur standen ihm im wesentlichen zwei grobe Mängel im Wege.
Nachdem sich die Jenaer Abwehr in den letzten Woche recht
gefestigt zeigte, ging es diesmal wieder mächtig durcheinander.
Die Unruhe, gesteigert durch die Stellungsschwäche, die die
schnellen Trommer, Skrowny und Feetz weidlich ausnutzten (nur
der großartige Blochwitz vereitelte einen frühen Torrückstand),
resultierte nach unserer Auffassung aus der fehlenden
Startschnelligkeit (Otto), dem falschen Distanzieren (Marx), vor
allem aber in jenem taktischen Schnitzer, die Geraer Stürmer
erst in Strafraumnähe exakt zu markieren. So wurde viel Gefahr
unnütz heraufbeschworen. Geras Ausgleich war nur eine Folge:
Erst im Strafraum wurde Skrowny energisch angegangen. Da es
zudem unsauber geschah, handelte sich Marx einen Strafstoss ein.
Wohlgemerkt, dies passierte, als der Gast drauf und dran war,
die kraftvoll und ungestüm startende Wismut-Elf in den Griff zu
bekommen. R. Ducke und Stein sorgten im Zusammenwirken mit den
links und rechts ausbrechenden Rock, dem eifrig (aber noch nicht
schnell genug) nachrückenden Müller und Lange für ein
druckvolles Sturmspiel. Eine Fülle an zwingenden Chancen bot
sich, aber weder Müller, noch Lange oder Krauß hatten diesmal
die rechten Schußstiefel mit. Zudem steigerte sich Kühne auf der
Linie eindrucksvoll. Er fischte einige "todsichere Sachen" aus
dem Winkel. Trotz unübersehbarer spielerischer Vorteile geriet
so Jena noch in Gefahr, weil Schußunsicherheit und
Abwehrschnitzer den unermüdlich kämpfenden und ihre Mittel
(schnelle Steilpässe) recht geschickt nutzenden Gastgebern
unverhoffte Möglichkeiten bescherten. Erst ein von Bätz
unglücklich abgefälschter Hinterhaltschuß von Müller, der für
Kühne unerreichbar ins entlegene Eck sprang, sicherte den
knappen und zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erwarteten Erfolg
Jenas. Die Geraer Elf wird gut daran tun, über ihre Niederlage
mit dem unbeherrschten Stopper Strempel zu rechten. Nach einer
unbegreiflichen Box-Aktion gegen Stein wurde er des Feldes
verwiesen (74.).
Zum Schiedsrichterkollektiv: Ein Teil des Publikums begriff
nicht, daß der sehr energisch und hart durchgreifende Glöckner
von Anfang an wie ein Luchs aufpassen mußte, wenn die ohnehin
schon raue, von großem kämpferischen Elan getragenen Partie
nicht frühzeitig in die Binsen gehen sollte. Glöckner scheute
auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurück. Seine Leistung
war einwandfrei, auch wenn es einige Bierflaschenwerfer anders
beurteilten.
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