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     FC Carl Zeiss Jena - FC Karl-Marx-Stadt   2 : 0

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Spielbericht DDR-Oberliga 1967/68
 

Man gab sich in Jena betont vorsichtig, "Gegen den FCK haben wir uns immer schwer getan," erinnerte sich Stadionsprecher Rolf Weidner, und nirgendwo wollte man vorher etwas von einer Meisterehrung wissen. "Wenn eintreten sollte, was wir alle hoffen, worum wir aber noch bangen...Nein, ich will nichts bereden," hielt sich der fußballverständige Oberkellner des "Schwarzen Bären" zurück, verwies auf den Spruch von der Apotheke und den Pferden, um flüsternd hinzuzusetzen: "Für alle Fälle hat der FC Carl Zeiss heute Abend Plätze bei uns bestellt. Der kluge Mann baut vor, wissen Sie."
Nun, die Feier fand statt. Und doch hatte es lange Zeit den Anschein, als müsse man sie vertagen. So klar auch das 2 : 0 schien, so sehr auch das Eckenverhältnis von 11 : 0 (!) für den Gastgeber sprach - der FCK hielt lange Zeit mit, dank der guten Verfassung Vogels Hambecks (aber die Tore!), Neuberts (erstaunlich selbstbewußt), Kreuls und A. Müllers. "Ein Pünktchen würden wir schon gern mitnehmen aus Jena," meinte FCK-Trainer Horst Scherbaum, sozusagen als Reverenz des alten vor dem neuen Meister. "Aber Jena ist unerhört heimstark. Die makellose Bilanz auf diesem gepflegten Rasen sagt alles."

Immerhin, es war erstaunlich wie die Karl-Marx-Städter die Worte ihres noch immer verletzten Kapitäns Dieter Erler umsetzten und ihre "Haut so teuer wie möglich" verkaufte. Sie erzwangen zunächst eine leichte Überlegenheit. Vogel, eine ausgezeichnete Leistung bietend, traf zwei mal die Latte (12., 37.), Blochwitz mußte sein ganzes Können gegen Schüsse von Steinmann (17.) und Schuster (27.) zeigen. Freilich, auch die Jenaer hatten zwei Lattenschüsse aufzuweisen, von Krauß (23.) und Schlutter (26.) abgegeben. Und doch, ihr Spiel war nicht so zwingend, wirkte, verständlicherweise, lange Zeit nervös; das Uhrwerk der Kombination lief nicht mit Zeiss'scher Präzision.

Die Schlußminute der ersten Halbzeit war angebrochen. Eine Flanke flog in den FCK-Strafraum. Linienrichter Prokop hob die Fahne. Abseits. Wurde das von Schiedsrichter Glöckner übersehen? Der Pfiff blieb aus. Als jedoch, noch während der gleichen Aktion, aber Sekundenbruchteile später, Scheitler von Kreul gefoult wurde, ertönte der Pfiff. Die Geste Glöckners war unmißverständlich. Strafstoß. Brunner lief an, platzierte schlecht. Hambeck schien parieren zu können. (Brunner: "Mir verschlug es den Atem!") Doch unter seinem Körper rutschte der Ball ins Netz. Glöckner kommentierte die Szene so: "Ich sah Kreuls Foul und Prokops Fahne gleichzeitig. Deshalb entschied ich auf Strafstoß." Eine Auffassung, der man entschieden wiedersprechen muß, da ja die Abseitsstellung vorher, im Moment der Ballabgabe nämlich, zu bestrafen war.
So kam diese Führung ohne Zweifel glücklich zustande, zudem fiel sie in einem für die eigenen Absichten psychologisch günstigen Augenblick. Das Bemühen, sich das Glück nachträglich zu verdienen, wurde mit dem Wiederanpfiff deutlich. Nachdem Blochwitz in großem Stil einen Schuß Hüttner parierte (59.), steigerte sich der FC Carl Zeiss zusehends. P. Müller rettete gegen Scheitlers Kopfball auf der Linie, Hambeck meisterte anschließend P. Duckes Schuß (67.). Schließlich eilte Strempel, an diesem Tag ungemein stark, einmal mehr mit nach vorn. Hambeck verpasste seine Flanke, und W. Krauß hatte keine Mühe, den Sieg sicherzustellen.
Obwohl die Männer um Roland Ducke nicht ihren allerbesten Tag hatten (Georg Buschner: "Wir waren diesmal um 50 Prozent schwächer als am Mittwoch gegen den 1. FC Lok!"), sorgten sie dann, von den Gesängen ihrer Anhänger begleitet, für sehenswerte Aktionen, so daß Gelegenheit gegeben war, bei allen Einschränkungen auch, zu einem echten Vergleich zwischen altem und neuen Meister zu kommen, zu einer Wertung des Titelträgers 1967/68.


Das vor allem macht die Stärke des von Georg Buschner zum Erfolg geführten FC Carl Zeiss aus:
1. Die unerhörte, von keiner anderen Mannschaft erreichten Fitness aller Spieler. Wie sich Preuße, Werner, Brunner, Strempel u. a. vor allem körperlich, dadurch dann teilweise auch spielerisch, steigerten, ist enorm.
2. Die absolute Zuverlässigkeit und Stabilität der Elf, die es verstand, auch schwächere Vorstellungen zu überspielen und die zu Hause (ein neuer Rekord!) keinen Punkt abgab. Dadurch wird bei weitem aufgewogen, dass der FC Carl Zeiss vielleicht nicht so brillant zu spielen versteht, vielmehr alles dem Zweck unterordnet. Dieses Hinwenden zum Zweckbetonten ist eine internationale Tendenz, der man in Jena Rechnung trug.
3. Die Flexibilität der Spielweise. Über die Positionen der Spieler geben nicht die Rückennummern Auskunft; wer welche Aufgaben erfüllt, wird diktiert von den Erfordernissen der Situation. Wie oft war R. Ducke gegen den FCK in der Deckung zu finden! Doch nicht minder oft prellte z.B. Preuße, Marx, Strempel und Werner mit nach vorn.

Das und noch mehr macht die Qualität des neuen Deutschen Meisters der DDR aus, dem die Spieler des FCK als erste ihre Gratulation übermittelten.

Zum Schiedsrichterkollektiv: Jene oben geschilderte, die das Geschehen freilich in hohem Maße beeinflussende Fehlleistung Glöckners, war der einzige Makel.

 

                                                                                                                                                                                                                                                                             Report by Klaus Schlegel

 

 

 

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