Routine und Reife stoppten Elan
Fast schien
alles in einem sterilen Pärchenbetrieb zu erstarren.
Lindemann—Patzenhauer, Krause gegen Schulz, Kurbjuweit-Schlünz
verfolgten sich im Mittelfeld auf Schritt und Tritt, und die
Sturmspitzen wurden auf beiden Seiten ohnehin hautnah gedeckt,
wobei das Duell Brauer gegen Jarohs besonders interessant
verlief. Daß die Gäste gewinnen wollten, dafür setzten
Schnuphase und Hoppe die ersten Zeichen. Sie lösten sich
geschickt aus der Abwehr und verbuchten die ersten Chancen (15.
, 17. ).
Doch dann ging der FC Hansa voller Schwung daran, seine
Heimbilanz zu wahren. Angetrieben von einem spielintelligenten
Mittelfeld, auch Adam rückte immer wieder nach, wurde die
Offensive gesucht. Am geschickten Umsetzen der Ideen hatte
besonders Jarohs Anteil, der weder durch Brauers Deckung noch
durch hin und wieder übertriebene Härte zu beeindrucken war. Die
Führung, verwirrend herausgespielt (Radtkes Schuß nach Schlünz'
Flanke wurde abgewehrt, Adam drängte nach, und Pügge war mit
Kopfball erfolgreich), war der adäquate Ausdruck des Bemühens um
technisch akzentuierte Handlungen.
Allerdings hatte es den Anschein, als fehle den Rostocker
Angriffen nach diesem verdienten l : 0 die letzte Konsequenz.
Ja, man mußte fast den Eindruck gewinnen, als versuchten einige
(Uteß, Patzenhauer), diese knappe Führung über die Zeit zu
bringen. Zwar spielte man gekonnt {Jarohs. Schlünz, Schulz,
Adam, Alms), doch die derzeitigen Grenzen waren nicht zu
verkennen (Littmann, Uteß). Sie liegen zum einen im taktischen,
zum anderen
aber auch im athletischen Bereich, in der Härteverträglichkeit,
im Durchhalte vermögen. Die Gäste erkannten nach dem Wechsel
diese Schwachen schnell. Zu ihrem enormen Kampfgeist gesellte
sich jetzt ihre in internationalen Vergleichen gewonnene
Erfahrung. Jena besaß das Format, sich durch einen Rückstand
nicht von dem Vorhaben abbringen zu lassen, den Titelkampf
interessant zu gestalten. Vogels 50-Meter-Sprint mit
erfolgreichem Abschluß, Bielaus bemerkenswerter Alleingang, von
Schneider .nur durch Foul zu bremsen, so daß Schnuphase die
Strafstoßchance nutzen konnte, Vogels Maßflanke. von Oevermann
direkt verwandelt, sorgten für eine Wende, die völlig verdient
war. Hier paarten sich Routine und Reife, Absicht und
Ausführung, Entschlossenheit und spielerisches Vermögen zu einer
beachtlichen Steigerung, die um so höher einzuschätzen war, als
die Gäste trotz der Hitzegrade und der hinter ihnen liegenden
Strapazen dieser Woche die Kraft zu diesem Endspurt aufbrachten.
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