Viel gesündigt - doch gewonnen
Fast alle
Mannschaften verspürten die Erkenntnis schon am eigenen Leibe:
Wer zu sehr in der Chancenverwertung sündigt, kommt am Ende
nicht ungerupft davon. Für die Jenaer wurde diese Erfahrung zwei
Minuten vor dem Ende außer Kraft gesetzt, als Peschke seinen
Kopfball unbedrängt von Chemie-Mannen im Saumsiegel-Tor
unterbringen konnte. „Er mußte doch einen Gegenspieler haben,
gerade bei Standardsituationen." Der wegen einer Verletzung
schon seit Wochen zum Zuschauen verurteilte Andreas Roth
schüttelte den Kopf. „Zu diesem Zeitpunkt ein glücklicher Sieg",
gestand Jenas Chef Lothar Kurbjuweit.
Sieht man es anders herum, in die Gefahr einer Niederlage kamen
seine Schützlinge allerdings auch nicht, weil es unserem Spiel
im
Mittelfeld und Angriff an Elan fehlte", kritisierte Gerd
Struppert. Ja, lange Zeit herrschte kaum der Eindruck vor, daß
sich die Leutzscher in einer wenig beneidenswerten Situation und
zudem bei einem Heimspiel befanden. Zwar steigerte sich die
Hintermannschaft (Fritzsche, Barth) nach Anfangsproblemen,
rackerten Ferl und vornehmlich Leitzke, doch Unterstützung
fanden sie bei den anderen kaum. „Heute ging auch gar nichts."
Die Enttäuschung war bei Weiß aus dem Gesicht abzulesen. Das
Drängen nach der Pause besaß kein System. Die Löcher zwischen
den einzelnen Mannschaftsteilen klafften so groß, daß sich die
Jenaer immer wieder des Balles bemächtigen konnten.
45 Minuten machten sie daraus ein kluges Aufbauspiel, „mit
überlegten Aktionen", wie Kurbjuweit erfreut konstatierte, „aber
keine Tore", setzte er zurückhaltend hinzu. In der
mannschaftlichen Auswertung fallen in dieser Hinsicht sicherlich
lautere Töne, denn was Bielau (gleich dreimal), Krause,
Zimmermann und Raab nach überlegten Freispielen, an denen
besonders Raab mit genauen Pässen Anteil hatte, vor dem Tor von
Saumsiegel fabrizierten, kann nur mit Anfängerhaftigkeit
umschrieben werden. „Alles, aber auch alles hätten wir bis zur
Pause klarmachen müssen", sagte Zeiss-Klubvorsitzender Klaus
Petersdorf. Denn nach dem Wechsel ging nun spielerisch vieles
bei den Gästen in die Binsen. Ungenaue Pässe, Verzettelungen,
nachlassende Kraft ermöglichten dem Gastgeber einen Aufschwung.
In den zweiten 45 Minuten nicht eine echte Chance herausgespielt
zu haben, darüber müssen die Jenaer nachdenken. Peschkes Tor
enthob sie glücklicherweise noch aller Sorgen, aber eben wohl
mehr zufällig.
Für die Chemiker traf die Bitternis des 0:1 noch mit der Kund:
aus Rostock, Riesa und Brandenburg die Leutzscher mit
Abstiegsauswirkungen?
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