Eklatante Fehler clever genutzt
Dessau -
Jena, das war einer der ersten Pokalschlager überhaupt. Im
Sommer 1949 standen sich die BSG Waggonbau Dessau und BSG Carl
Zeiss auf dem Platz von Lindenau-Hafen in Leipzig im Halbfinale
gegenüber. Dessau zog mit einem 2:0 in das Finale und
qualifizierte sich gleichzeitig für die gerade gebildete
Oberliga.
37 Jahre
später nun gab es wieder ein 2:0 , diesmal für den FC Carl
Zeiss, und der Kontrahent war die Dessauer Armee-Elf Vorwärts.
Ein Sieg, der nicht überrascht. Vorwärts-Trainer Jürgen
Piepenburg kleidete die Niederlage in die Worte: "Gegen Jena
auszuscheiden ist nicht tragisch." Allerdings, so fügte er
hinzu, "wie wir selbst die Tore vorbereitet haben, darf nicht
und gegen einen Oberligaklub schon gar nicht passieren".
Ohne die
zwar nicht vom Sitz reißenden, aber immerhin doch etwas
systemvolleren Angriffsbemühungen der Thüringer in Abrede
stellen zu wollen, schon gar nicht Bielaus cleveren Kopfball
nach Krauses Freistoß und Zimmermanns souveräne Vollendung nach
Bielaus Flankenlauf - es waren eklatante Fehler vorausgegangen.
Placzeks "Musterpass" ins Jenaer Mittelfeld, aus dem sich
Treffer Nr. 2 entwickelte, war in der Tat ein Geschenk an den
Gast. Dabei war diesem vorher nicht so wohl zumute. "Wir hatten
Respekt, und in unseren momentanen Situation haben wir sowieso
keinen Grund, irgendwen zu unterschätzen", meinte Trainer Lothar
Kurbjuweit. Der am Ende wie auch seine Mannen sichtlich froh
war. Der Erfolg tut dem angekratzten Selbstvertrauen gut. "Das
Positivste: Wir sind eine Runde weiter."
Beide
Trainer hatten erst einmal ihren "Personalmangel" addiert. Bei
Vorwärts fehlten Trölitsch, Fräßdorf, Naumann, schon lange
Rietzschel, und nach der Delegierung von Dämmrich und Wolf zum
FCV und zwei Zugängen von dort (Rudolph, Schmeichel) muß erst
wieder Harmonie einziehen. Jena kam ohne Burow, Böger, Ludwig,
nach wie vor nicht mit Meixner. Brauer und Schilling saßen auf
der Bank. Entschuldigungen deshalb und für das zwar nicht
uninteressante, doch von der Qualität nicht sonderlich
imponierende Spiel waren aber nicht zu vernehmen.
Chancenlos
war die alles gebende, im Angriffsspiel aber zu umständliche
Vorwärts-Elf (Walzel hatte einige gute Szenen, wie Saalbach und
andere aber auch viele schwache) nicht. Ein Tor hätte Jena zu
mehr gezwungen. So aber kam das Pokal-Aus und die Erkenntnis
frei nach Fontane: Man ist zwar dabei, gehört jedoch nicht
(mehr) dazu.
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