Burow wies den Weg zum Sieg
Kritikwürdiges überwog! Zum Beispiel: die Unrast in Jenas
Aktionen der ersten 45 Minuten. Ballverluste unter Bedrängnis,
Kopflosigkeit im Anrennen und Verzicht auf eine vernünftige
Aufteilung der zu bespielenden Räume schränkten alle
(kämpferisch zweifellos anerkennenswerten) Erfolgsbemühungen
zunächst auf ein Mindestmaß ein. Für Rhythmus Wechsel hatten nur
wenige (Krause) das erforderliche Verständnis und Augenmaß.
Pässe in die Tiefe (Böger, Penzel) wurden allzu oft eine leichte
Beute der immer wieder um einen
ruhig-besonnenen Spielaufbau bestrebten Brandenburger Abwehr.
Die Frage, wer wohl am ehesten beim Klub das innere Flattern aus
den Gliedern schütteln würde, konnte erst nach der Halbzeit
beantwortet werden. Der Kommentar von Trainer Lothar Kurbjuweit
dazu: „Abgeklärte Angriffshandlungen waren von uns im ersten
Abschnitt kaum zu sehen."
Erinnerungen an Stahls explosiven Konterstil beim hochverdienten
2 : 2 zum Halbserienausklang '85/86 an gleicher Stelle wurden
allerdings ebenso wenig geweckt! Die erklärbare Ursache dafür:
Ballbesitz zog relativ selten den schnellen und präzisen Paß in
die Tiefe nach sich. Da verstehen Aktive wie Janotta, Lindner
und andere ihr fußballerisches Handwerk zweifellos besser als an
diesem Abend! Es bezog sich auch auf den Satz von Trainer Peter
Kohl, daß „nicht nur von den Spitzen, sondern auch von den
Mittelfeldspielern mehr Schärfe und Entschlossenheit in der
Zweikampfführung verlangt wird, als es in Jena der Fall war".
Keine Frage: Brandenburg gab eine Partie aus der Hand, die
keinesfalls verloren werden mußte! Burows Freistoßtor
allerbester Güte (flacher und zugleich auch scharfer Effetball)
wies dem Gastgeber schließlich die Richtung zum Sieg. Es fiel in
einer höchst kritischen Situation: Krause wie Raab hatten in
dieser Reihenfolge vorher wegen Verletzungen das
regendurchtränkte Feld räumen müssen. Doch nun versetzte die
Moral Berge! Röser wie Pittelkow forcierten das Tempo, hatten
Anteil an wachsender Homogenität und bis dato nahezu völlig
fehlenden Überraschungsmomenten. Erstaunlich, wie wenig
zielbewußte Versuche des eigenen Freispielens Stahl jetzt bis
hin zum alles klärenden Jenaer 2 : 0 über die Stationen
Schilling/Bielau startete. Warum eigentlich?
Kurzum: Steigerungsmöglichkeiten für den EC-Mittwoch hielten
sich beide offen ... |