Dem Späher genügte eine Stunde
Die
EC-Zeit rückt mit Riesenschritten heran. Also machen sich wieder
die Spielbeobachter, die Späher auf den Weg. So auch Uerdingens
Assistenztrainer Lehmann, der die Jenaer unter die Lupe nahm.
Anscheinend hatte er bereits nach genau einer Stunde, nach dem
gerade gefallenen zweiten Tor genug gesehen, und machte sich auf
den Heimweg.
In der
Tat machten die Gäste schon beizeiten auf ihre Stärken
aufmerksam. Mehr noch! Sie spielten sie so souverän und
beeindruckend aus, daß der Sieg überhaupt nicht in ernsthafte
Gefahr geriet. „Schwer vorstellbar, daß bei den Jenaern sogar
noch eine Handvoll Stammspieler fehlte", meinte Karsten Heine,
diesmal von der Tribüne aus zuschauend. An Harmonie fehlte es
tatsächlich nicht.In diesem abgestimmten Ensemle hauten sogar
noch einige gutklassige Solisten derart auf die Pauke, daß den
Berlinern in vielerlei Hinsicht Hören und Sehen verging. Am
stärksten beeindruckten sicherlich Mittelfeldroutinier Andreas
Krause (zudem mit einem Bilderbuchtreffer aus 25 m in den
rechten oberen Winkel aufwartend und Robby Zimmermann, der
voller Tatendrang und Ergeiz steckte und mit seinem Wiederpart
Händel des öfteren regelrecht Karussell fuhr. Klare Sache, daß
sich Lothar Kurbjuweit angetan zeigte von der Vorstellung seiner
Männer: „Seit langem unser bestes Auswärtsspiel !" Wie die
Habichte stießen die Gäste in die mehr und mehr entblöste
Union-Abwehr, als die Gastgeber zu retten versuchten was nicht
mehr zu retten war. „Wir haben gegen eine gut und klug spielende
Mannschaft verloren", gestand schließlich Karl Schaffner ein,
der mit der Einsatzbereitschaft seiner Elf erst nach der Pause
zufrieden war. Vorher ließen sich die Wuhlheider zu sehr
beeindrucken, besaßen zwar auch einige gute Möglichkeiten (Sträßer/11.,
Förster 19., Probst und Unglaube 27. im Duett), doch schon in
dieser Phase wurde deutlich: Gegen die wuchtigeren,
zweikampfstärkeren, technischtaktisch durchdachter zu Werke
gehenden Gäste ist nur schwerlich etwas zu bestellen.
Um eine reelle Siegchance zu haben, hätte es einer größeren
Initiative schon der Abwehr- und Mittelfeldspieler bedurft. Aber
ungewohnte Abspielfehler (Probst), mit vorhandene
Anpassungsproblen, (Förster, Hackbusch), geringe
Durchschlagskraft (Borchardt) ergaben Unions Nachteile, die
selbst mit dem Mute der Verzweiflung nicht zu kompensieren
waren, sondern hier und da (Weniger, Seier) sogar in Hektik
ausuferten, mit der gegen die kühlen Gäste schon überhaupt
nichts zu holen war! |