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     FC Carl Zeiss Jena - SG Dynamo Dresden   3 : 1 n.V.                          Pokalfinale

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Spielbericht/Torfolge  Pokalfinale 1973/74

 

Augenzeugen des Finals (direkt im Zentralstadion oder aus zweiter Hand an den Fernsehschirmen) werden nach diesen 120 Minuten sicherlich lange ihren Gedanken nachgehangen haben. So groß der Widerstreit der Gefühle aber auch sein mag, sie hierhin oder dorthin tendieren, um den dramatischen Geschehen zu entsprechen, bedarf es nüchterner, sachlicher Überlegung. Wer sich weit über eine Stunde als souveräner Spielgestalter erwies, für wen die Würfel schon gefallen schienen, braucht Zeit, um den Wechsel von Siegeszuversicht und Enttäuschung zu verkraften.

Dynamo Dresden erging es so. Häfners Führungstor, ein Volleyschuß wie beim 1: 0 Sieg in der Nachwuchs-EM gegen Italien in Taranto, drückte Dynamos spieltechnische Überlegenheit auch nicht annährend aus. Was die Elbflorenzer in den ersten 45 Minuten an stilistischen Mitteln demonstrierten, war gekonnt, verriet Klasse! "Diese Steigerung macht mich optimistisch für die kommende Saison", resümierte dann auch Walter Fritsch. In der Tat gaben die Dresdner eine Spielauffassung zu erkennen, deren technisches Raffinement, deren Eleganz, Gelöstheit und Einfallsreichtum in die Zukunft weist. Für die Gegenwart taugt sie allenfalls für eine Halbzeit. In ihr gelang es zwar, dank einer fehlerfreien gedanklichen Übereinstimmung, dank eines überragenden Häfners, Jena schwer zu düpieren, nach allen Regeln der Kunst zu beherrschen, das Wichtigste aber blieb aus: Der alles entscheidende, sichere Torvorsprung!


"Natürlich war unsere psychologische Verfassung nach der ersten Halbzeit nicht die beste", gestand Hans Meyer zu, um sogleich die Haltung des FC Carl Zeiss zu präzisieren, die ihn in den zweiten 45 Minuten beseelte: "Dresden war noch in Griffweite. Mit dem festen Willen zur Wende setzte sich unsere Fitness durch." Über den letzten Satz vor allem wird man in Dresden nachzudenken haben, denn " wie heute glichen sich auch in den beiden Meisterschaftstreffen die Bilder, am Ende sprachen die Ergebnisse von 3 :1, 3 : 0 stets für uns" resümierte Zeissvorsitzender Herbert Keßler. Gewiß, Dresden haderte mit der Regelauslegung Rudi Glöckners, bemängelte seine Inkonsequenz vor Strafstoßentscheidungen (48. Schlutterfoul an Häfner, Blochwitz-Sturz auf Riedel) sowie die Übertreibungen mit der gelben Karte ( an Sammer, Wätzlich, Helm, Schmuck) bei einem Freistoßverhältnis 27 : 39 gegen Dynamo, während Riedels Feldverweis (Nachschlagen ohne Ball) von Walter Fritsch entsprechend gerügt wurde ("eine völlig unnötige nervliche Entgleisung") So widersprüchlich Glöckners Leitung auch war, Dresden weiß selbst, das es sich physisch überforderte, und dann nicht mehr in der Lage war, einem gereizten Kontrahenten, dem man übel mitgespielt hatte, konditionell zu folgen.


Ein geschickter taktischer Schachzug Hans Meyers, die Hereinnahme von Stein, sowie die positionellen Umgruppierungen im Mittelfeld und im Angriff lösten Jena vollends aus der spielerischen Stagnation. Endlich besannen sich die Thüringer auf weiträumige, genaue Aktionen, nach dem Ausgleich demonstrierten Irmscher, Schlutter, Weise, Kurbjuweit und Schumann direkte Ballwechsel, die auch der Dynamoabwehr Sorgen bereiteten. Bis zum Schlußpfiff blieb bei den Fritsch-Schützlingen der Eindruck der vorteilhafteren mannschaftlichen Harmonie im Gedächtnis, weil die Dresdner stets zwei, drei Anspielpunkte besaßen, miteinander operierten. Jenas Aktionen stellten zu oft reine Verlegenheitslösungen dar, doch nach der größten Siegeschance für Dynamo in der 103. Minute (Riedel spielt Kreische das Leder im Strafraum zu scharf in den Lauf) verblüffte die Nervenkraft des Vizemeisters. Schumannns Solo brachte Jena erstmal in Führung, zwei Minuten darauf leisteten Schlutter und Irmscher jene klassische Vorarbeit, die Bransch zur endgültigen Entscheidung nutzte.


In dieser Phase vor allem, - aber auch schon vereinzelt in der regulären Spielzeit nicht zu übersehen, - mangelte es Dynamo an übersichtsvollen Abwehrspiel. Selbst wenn P. Ducke und Vogel keine Bäume ausrissen, sich schon ständig bei der Ballannahme stören ließen, anstatt mit dem Ball am Fuß auf den Gegner zuzulaufen und ihn dann mit einem Trick oder einer Körperfinte auszumanövrieren, der organisierenden Funktion des Liberos wurde Dörner im Zentralstadion nicht gerecht. Diese Urteil muß so unmißverständlich gefällt werden, weil das Solo des jungen Schumann, von der Mittellinie aus gestartet, an drei, vier Dresdnern vorbei, lange wahrzunehmen war, und weil bei Schlutters diagonalen Wechsel zu Irmscher in der 116. Minute die Abwehrlücke auf der rechten Verteidigerposition längst geschlossen sein mußte. Derartige Fehler mußten sich rächen, diese großzügigen "Angebote" läßt selbstverständlich keine Mannschaft ungenutzt verstreichen.


Das Finale 74 geht in die Pokalchronik als ein Endspiel des dramatischen Szenenwechsels ein. Vor zwei Jahren erfüllte die Begegnung beider Kontrahenten den Anspruch, als eines der besten Endspiele überhaupt klassifiziert zu werden. Diese Niveau gaben die 120 Minuten am Ostersonnabend nicht her. Dennoch wiesen zwei beeindruckende Kollektive im Stil unterschiedlich motiviert, ihre Stärken nach. Gewann der Glücklichere? Mitnichten! Unterlag die bessere Elf? Keineswegs! Beider Kräfteverhältnis war so gleichgewichtig, das ein Aspekt schon die Waage zugunsten Jenas ausschlagen ließ:
Die Kampfmoral, an der Dresden abermals scheiterte!

 

 

So fielen die Tore


1:0
In linker Mittelfeldposition erkämpft Kreische das Leder und schlägt sofort den Paß auf den freistehenden Häfner. Mit dem rechten Vollspann jagt der Schwarzschopf aus gut 20 Metern die Kugel ins Netz (20.). Der 22jährige Mittelfeldakteur: " Zuvor war ich noch drei Schritte nach innen gelaufen, dann erspähte ich die Lücke in Jenas Abwehr."


1:1
Stein bricht auf dem linken Flügel durch, bleibt trotz eines Stolperers in Ballbesitz und zieht das Leder scharf nach innen. Helm verpasst, Schlutter ist zur Stelle und erzielt im Fallen den Ausgleich (78.). Der 27jährige Mittelfeldspieler: " Ich markiere selten Tore, aber das war wohl eines meiner wichtigsten bisher. Darüber freue ich mich".


1:2
Es läuft die Verlängerung. Nach einem Sologang setzt sich Schumann auf der rechten Seite gegen zwei Dresdner durch und läßt Boden dann keine Chance. Der 21jährige Stoßstürmer: " In diesem Moment ahnte ich, daß die Entscheidung zu unseren Gunsten gefallen war. ".


1:3
Irmscher nimmt links einen Diagonalpass Schlutters auf, sieht den gut postierten Bransch und schiebt ihm den Ball zu. Unbedrängt kommt der zum Schuß und markiert aus halblinker Position im Strafraum den dritten Treffer (116.). Der 28jährige Stopper: " Das bedeutete den endgültigen Sieg für uns, für Dynamo den k.o. Denn immerhin war beim Stande von 1:2 noch der Ausgleich für Dynamo möglich."

 

                                                                                                                                                                                                                                                                             Report by Günter Simon

 

 

 

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