Home OSTPOWER-Story nächster Spieltag Spielplan + Websites Bilder FCC-Foto-Archiv links
FC Carl Zeiss Jena Groundhopping Foren Programmhefte Impressum Kontakt Gästebuch

 

     FC Carl Zeiss Jena - FC Rot-Weiß Erfurt   3 : 1 n. V.                         (Pokalfinale)

  Verein Team 07/08 Saison   Foto-Archiv
  FCC-Historie Stadion off. Programm   Teamchronik

 

Spielbericht/Interview FDGB-Pokal (Finale) 1979/80

                        

                                           Als der Außenseiter führte, wurde der Favorit gefordert

Die Trainer versprachen einiges, doch die Mannschaften hielten zunächst wenig genug. Manfred Pfeifer ging davon aus, daß seine Vertretung offensiv wirken wolle; Hans Meyer betonte, daß beide um den Sieg spielen werden. Nun, das Weiß-Rot der Erfurter und das Blau-Weiß der Jenaer, neunfach über das gesamte Feld hinweg, scheinbar untrennbar miteinander verbunden, mag sich auf dem grünen Rasen zu einem hübsch bunten Bild vereint haben, indes schien dieser totale Pärchenbetrieb zu einer völligen Erstarrung des Geschehens zu führen. Fritz-Lindemann, Schröder-Krause, Vogel-Hoppe - so fanden sie sich im Mittelfeld keineswegs zufällig zusammen, und die Stoßstürmer konnten sich kaum drehen, so dicht standen ihnen die Abwehrspieler auf den Füßen. Nichts gegen ein konsequentes Decken der Angreifer, aber alles gegen ein stupides Hinterherlaufen über das gesamte Feld, gegen jenes sterile „Miteinander der Kontrahenten" im Mittelfeld, das eher für Phantasielosigkeit aller Beteiligten spricht, Trainer wie Spieler, als für eine vorgegebene taktische Konzeption


Die logische Folge: Lange Zeit passierte so gut wie nichts. Spannungsgehalt eines Pokalspiels? Dramatische Zuspitzung eines Finales? Zunächst nichts von alledem. Stattdessen machte sich fast Langeweile breit.
Die Höhepunkte der ersten Phase sind schnell aufgezählt: Schnuphase schloß oft mit nach vorn auf, hatte auch eine Chance (6.), während Teich lediglich einmal über die Mittellinie rückte, dabei gleich eine gute Kombination auslöste (35.). Dazwischen ließ Lindemann einen Knaller los, den Benkert parierte (32.). Sonst gab es nichts Bemerkenswertes zu notieren.
Ein Glück für den weiteren Fortgang des Geschehens, daß Fritz nach genau vierzig Minuten alle Fesseln sprengte, sich mit schnellem Antritt von Lindemann löste, den Ball kurz am Fuß führte und überraschend abschoß. Grapenthin parierte zwar, mußte die Kugel jedoch prallen lassen. Romstedt war zur Stelle. Der Ball zappelte im Netz. Der Außenseiter führte.
Der Rückstand zwang den Favoriten zu größerer Aktivität, und sofort gewann das Geschehen an Reiz. Erst jetzt kam Spannung auf, Dramatik sogar, und mit diesen Faktoren stellten sich auch Elemente der Klasse ein. Freilich gab es nach wie vor Unfertiges zu sehen, beispielsweise bei einigen Akteuren im Umgang mit dem Ball. Doch insgesamt geschah jetzt viel Überraschendes, dem man seine Anerkennung nicht versagen konnte. Was aber nur die Frage provoziert: Warum nicht gleich so?
Wie auch immer. Schnuphase. Weise, Kurbjuweit drängten im Wechsel nach vom. Darin sah Manfred Pfeifer später eine wichtige Ursache für „Jenas noch verdienten Sieg, weil die engere Abwehr aggressiver wirkte". Lindemann wurde mehr und mehr zum Regisseur. Hoppe ging weite Wege. Krause zwang Schröder in die Defensive. Und vorn zerrten Vogel, Raab, Töpfer an den Ketten, durchbrachen sie jetzt mehrfach, ließen Becker, Göpel, Brosselt mit zunehmender Spielzeit schlechter aussehen. Benkert mußte bei Eingaben und Schüssen sein Können beweisen, tat das auch mit Auszeichnung, „wobei jedoch", wie er sagte, .das dritte Tor auf mein Konto ging".
Trotz des Jenaer Dauerdrucks, die Erfurter machten sich mehrere Male urplötzlich frei, verbuchten Chancen, hatten die Möglichkeil, die endgültige Entscheidung herbeizuführen. Nach Göpels Flanke köpfte Vogel daneben (59.) ; als Romstedt Heun freispielte, lenkte Grapenthin zur Ecke (56.); und auch Göpel verfehlte nach Fritz' Flanke das Ziel (64.).
Diese Aktionen waren ein Signal für den FC Carl Zeiss. Wirkte er zunächst nach dem Wechsel noch etwas bieder mitunter geradezu hausbacken, als die Gefahr einer Niederlage immer gravierender wurde, verstärkte er seine Bemühungen, bewies der Favorit Moral. Es hatte auch den Anschein, als habe der FC Carl Zeiss mehr zuzusetzen, wobei das jedoch auch einfach aus der Konstellation des Spiels heraus abzuleiten ist, aus dem „alles oder nichts", zu dem er ja gezwungen war. Raabs Tor nach Töpfers Flanke und zu kurzer Abwehr der Erfurter Deckung leitete die Wende ein. Die Entscheidung fiel allerdings erst, und das dürfen die Rot-Weißen auf der Habenseite verbuchen, in der Verlängerung. Nach Sengewalds FreistoB, der von der Mauer zu Kurbjuweit prallte, sorgte der linke Verteidiger von der rechten Seite (!) für das 2 :1, dem Sengewald schließlich mit haltbarem Schuß das 3 : 1 folgen ließ.
Ohne Zweifel, der FC Carl Zeiss gewann dann noch völlig verdient, weil er ausgeglichener besetzt war, flexibler wirkte und auch über die besseren Individualisten verfügte. Der FC Rot-Weiß tat viel zur Belebung des Spiels, das insgesamt fair geführt wurde, bei dem Schiedsrichter Kirschen ohne Verwarnung auskam, was sowohl für seine Leitung als auch für die korrekte Haltung der Aktiven sprach.

 

                                                

 

                                                  Das Sieger-Interview mit Trainer Hans Meyer:

*Wie war die Stimmung auf der Bank, als Erfurt in der 80. Minute immer noch mit 1 : 0 in Führung lag?
In dieser Phase beherrschten wir den Gegner relativ klar, verstärkten den Angriffsdruck aus allen Mannschaftsteilen heraus immer wieder. Irgendwann, so hoffte ich, würde sich Erfurt bei den zahlreichen brenzligen Situationen vor dem Tor doch noch eine entscheidende Blöße geben. Raabs Ausgleich brachte uns schließlich psychologisch in Vorteil.


* Wie ist dieses Finale vom Niveau her einzuordnen?
Über den Spannungsgehalt brauchen wir sicherlich nicht zu diskutieren. Auch nicht darüber, daß die Zuschauer bei der offensivfreudigen Einstellung beider Mannschaften viele packende Torraumszenen zu sehen bekamen. Kampf und Spiel, so meine ich, bewegten sich in durchaus akzeptablen Relationen.


*Welche Vorzüge hatte der Sieger letztlich ins Feld zu führen?
Noch acht Minuten fehlten Erfurt zum Erfolg. Da mußte der Ausgleichstreffer ganz einfach wie ein Keulenschlag wirken. Tatsächlich verdaute ihn die Elf nicht, wie die Verlängerung zeigen sollte. Das spürten die routinierten Akteure in unserer Mannschaft sofort. In den letzten 30 Minuten besaß der FC Rot-Weiß nicht mehr die erforderliche Kraft und Frische, um uns am Erfolg zu hindern.

*Welches war die kritischste Phase für den FC Carl Zeiss?
Erfurt operierte, wie ich es eigentlich auch erwartet hatte, klug aus der abwartenden Haltung heraus mit schnellen, weiträumigen Pässen auf die Angriffsspitzen, von denen Romstedt eine Stunde lang einen glänzenden Eindruck hinterließ. Das barg vor allem nach der Pause, als uns der 0 : 1 -Rückstand zu erhöhtem Tempo zwang, die Gefahr eines zweiten Gegentores in sich. Erfurt besaß diese Chance.


•Darf man diese Worte mit einem Kompliment an den Unterlegenen gleichsetzen?
Durchaus! Er fühlte sich wohl in der Rolle, nichts zu verlieren, aber alles gewinnen zu können. An der von Teich und Göpel gut organisierten Deckung bissen wir uns lange Zeit die Zähne aus. Vielleicht besaß die Elf im Mittelfeld nicht solche dynamischen Spielertypen wie wir in Krause, Lindemann oder auch dem ständig nach vorn abschließenden Kurbjuweit.


• Wurden damit bereits die besten Akteure in der Siegerelf genannt?
Ich möchte sie um einige weitere Namen ergänzen. Weise spielte gegen Heun sehr konzentriert, löste sich im Dribbling mehrfach. Dem jungen Schilling gebührt Respekt für seine einsatzfreudige Partie gegen Romstedt. Und vergessen werden darf auch der Senior nicht: Grapenthin. Er wahrte mit tollen Paraden unsere Chance, den Erfolg perfekt zu machen.

 

 

                                                                                                                                                                                                                                                                             Report by Klaus Schlegel

 

 

 

     1970/71 1971/72 1972/73 1973/74 1974/75
1975/76 1976/77 1977/78 1978/79 1979/80
Europa-Cup Nationalmannschaft